Vorhin erinnerte mich mein Druckdienstleister daran, dass mein erstes Buch heute zehn Jahre alt wird. Am 17. Oktober 2015 erschien Märzchen im November, ein Kurzgeschichtenband mit 14 Erzählungen. Vier weitere Bücher folgten bisher diesem blauen Büchlein, doch das erste bleibt immer etwas Besonderes. Für mich als seinen Autor hat es die Aura des Ursprünglichen und birgt viele gute Erinnerungen. Zum ersten Mal bin ich damals mit einem Buch an die Öffentlichkeit getreten; so etwas geht nicht einfach so an einem vorbei. Und es enthält einige meiner Lieblingsgeschichten, allen voran „Redegewalt“ mit Mira, die nie viele Worte machte. Ich halte diesen Erzählband gerne in den Händen, und auf Lesungen lese ich viel zu selten daraus vor.
Es gab viele erste Male bei meinem ersten Buchprojekt. Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal ein Buchcover nach Druckereivorgaben erstellt habe. Dazu habe ich auf ein Bild zurückgegriffen, das lange schon mein Desktophintergrund am PC war: die weißen Spinnweben vor blauem Grund. Sie passten prima zur Titelgeschichte (ebenfalls eine meiner Lieblingsgeschichten, trotz des harten Themas). Eine dreistellige Summe habe ich damals an den freundlichen Urheber des Bildes gezahlt, der es mir extra nochmal in höherer Auflösung gerendert hat. Ich wollte alles richtig machen :-) Und dann war ich erleichtert, als es schließlich so aussah, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ebenfalls zum ersten Mal habe ich ein ganzes Buch mit dem Textsatzsystem LaTeX erstellt. Das war eine Herausforderung, denn dieses uralte Programm aus den 80ern ist nicht von Haus aus für die Belange des belletristischen Buchsatzes eingerichtet, sondern eher für Thesenpapiere oder wissenschaftliche Arbeiten mit vielen mathematischen Formeln. Meine Diplomarbeit im Bereich der Elektrotechnik hatte ich damit vor vielen Jahren geschrieben. Es enthielt seitenweise Gleichungssysteme und leider auch viele Tippfehler. Beim Buchsatz gab es nun aber einige neuartige Hürden zu überwinden (z.B. die Registerhaltigkeit).
Die Buchgestaltung war ein spannender Prozess. So spannend, dass ich einen Beruf daraus gemacht habe. Inzwischen habe ich einige Bücher gestaltet, nicht nur meine eigenen, und noch immer geschieht dies mit dem TeX-Textsatzsystem (heute inzwischen mit der Version LuaTeX). Hinzugekommen sind selbstprogrammierte Konvertierungsprogramme (da die meisten Menschen in Word schreiben) und viele Optimierungen. Buchsatz für Selfpublisher lautet mein Angebot.
Doch Moment mal: Kein Buchsatz ohne Texte! Schließlich ist dies hier meine Autorenwebsite (damals neu gegründet) und nicht die des Buchsetzers. Die Geschichten meines ersten Buches habe ich mit großer Begeisterung und innerer Aufregung verfasst, innerhalb von drei oder vier Jahren vor dem Erscheinen. Während ich seit 2012 meinen Internet-Blog www.coonlight.de mit (Sach-)Texten versorgte, schrieb ich parallel die ersten Kurzgeschichten. Ich hatte keine Ahnung, ob sie anderen Menschen gefallen würden, doch den Mut, sie jemandem vorzustellen, hatte ich auch nicht. Also schickte ich sie an verschiedene Literaturwettbewerbe, und schwupps – ich gewann den ersten Preis beim Hagener Autorenkreis Ruhr-Mark eV für die Geschichte Abgedrängt, umgelenkt, gebrochen (heute die erste Erzählung im Märzchen). Dieser Moment war wie eine Initialzündung für mich. Ich wusste plötzlich, dass meine Texte eine gewisse Qualität hatten, und so schrieb ich ermutigt weiter. Und Anfang 2015 hatte ich genug für das erste Buch zusammen. Mit Hilfe einer Menge Freunde und Familienmitglieder, die alle Texte lasen, beurteilten und korrigierten, erschien dann eben vor genau zehn Jahren das Märzchen im November, mitten im Oktober ;-)
Im November fand dann schließlich meine Buchvorstellung in Witten statt. Auch hier hatte ich eine Menge Hilfe enger Freunde, die meine Veranstaltung mitgestalteten. Immerhin sechzig Personen erlebten diese Premiere mit. Ich war sehr erstaunt und erfreut über so viel Zuspruch und Wohlwollen.
Seit damals habe ich viele weitere Kurzgeschichten verfasst sowie eine Novelle und einen Roman. Auch war ich an vielen Lesungen beteiligt oder habe sie organisiert. Seit einigen Jahren bin ich im Vorstand des o.g. Autorenkreises und habe einige weitere Preise gewonnen. Das Schreiben ist wichtig geworden für mich. Es ist mein Sprachrohr, die Art und Weise, wie ich mich mitteilen kann. Mit freiem Sprechen hab ich es nicht so, in einer offenen Diskussion gehe ich unter. Aber das Schreiben ist meine Leidenschaft. Beim Schreiben kann und muss ich alles überdenken und revidieren. Beim Schreiben bin ich gezwungen, tief in ein Thema einzutauchen – bevor es nicht durchdrungen ist, was sollte ich da schreiben? Und das Schöne daran, aus meinen Büchern vorzulesen, ist dies: Ich werde nicht unterbrochen (wenn es gut läuft). Ich kann meinen Gedanken in Ruhe zuende vermitteln ohne die Angst, dass gleich jemand dazwischengrätscht und mich aus dem Konzept bringt. Da bin ich ganz die Mira aus „Redegewalt“, meiner Lieblingsgeschichte, die Mira aus meinem ersten Buch, das ein wichtiger Fixpunkt in meinem Leben geworden ist und das ich auch nach zehn Jahren noch immer gerne in Händen halte – weil das erste eben immer etwas Besonderes bleiben wird.
Schon lange angekündigt und von vielen erwartet: der erste Roman von Peter Coon. Titel und Untertitel lauten: Entgrenzt – Wenn künstliche Intelligenz die natürliche sucht. Diese Geschichte – spannungsreich und philosophisch – handelt von künstlicher und natürlicher Intelligenz und beleuchtet sehr kurzweilig die Eigenheiten und Widersprüche des menschlichen Wesens.
Nach drei Kurzgeschichtenbänden und einer viel zu langen Pandemiezeit erscheint mit Wagnis nun endlich wieder ein Buch von Peter Coon – diesmal eine einzelne Geschichte, eine Novelle über Pazifismus in Zeiten des Krieges.